Werde ich nun zum Islandreiter

Im Laufe des letzten Jahres hat es sich ergeben, dass ich immer mehr Isländer reite was mir auch sehr viel Spass macht – besonders wenn sie auch galoppieren.
Auch wenn ein Islandpferd grundsätzlich mal wie jedes andere funktioniert, sind die Besonderheiten eher verborgen wenn man sich sonst noch nie mit Tölt beschäftigt hat. Die Gymnastizierung sollte immer auf den allgemein bekannten klassischen Grundsätzen aufbauen. Trotzdem komme ich immer mehr zu dem Schluss, dass die Veranlagung zu bestimmten Gängen nicht ignoriert werden sollte – das macht es einfach für das Pferd leichter, ebenso für den Reiter. Allerdings sind Dinge wie Vorwärts-Abwärts reiten und mit einen schwingenden Rücken arbeiten schon allein durch den gleichen Körperbau aller Pferde nie zu vernachlässigen.

Hier mal eine Übersicht:

Reithalfter Nasenriemen Sperriemen

Als Reiter bin ich mit der klassischen Lehre, auf die die FN basiert, aufgewachsen und habe neben einigen Abzeichen auch Trainerscheine gemacht. Ich benutze am liebsten normale Gebisse ebenso wie normale Trensen mit normalen Reithalftern. Normal heisst: Wassertrense, ein- oder zweifach gebrochen, 16 – 18 mm dick, kombiniertes Reithalfter. Also schon ein bischen neumodisch.

Das Reithalfter ist meiner Meinung ein guter Helfer, besonders wenn man mit der Einwirkung leichter durchkommen will. Es hilft ebenso dem lernenden, der noch nicht so gezielt einwirken kann.

Leider musste ich feststellen, dass die offizielle Order, zwei Finger Platz zu lassen ausgelegt wird wie der  Mensch gerade meint. Selbst von einem Tierarzt Richter wurde mir das Reithalfter vor Jahren mal so eng zugezogen, dass die Zähne aufeinandergepresst waren. Begründungen sind so irre wie falsch. Der TA sagte, das Pferd hat Schmerzen wenn es den Kiefer verschiebt. Ein Trainer sagte die Zuge hat oft wenig Platz im Unterkiefer und wird dann gequetscht, daher muss man den Riemen so anziehen. Finde den Fehler. Gemessen wurde übrigens nicht am Nasenrücken sondern seitlich, da wo immer 2 Finger reinpassen. Aber das ist schon in Ordnung so auf dem Turnier, hat er gesagt. Ich habe es nachher fast nicht mehr aufbekommen, aber schon in der Bahn geöffnet, sry Pony.

Ein anderer klassicher Trainer, hat das Reithalfter mal so locker gemacht, dass es selbst nach meiner Messung (zwei Finger am Nasenrücken) noch lose war und am zweiten Tag den Sperriemen ganz rausgenommen.

Beide haben dann das kauen gelobt! Ist es dann egal? Nein, ich glaube nicht. Das Pony versucht einfach immer zu kauen, auch wenn es stressbedingt vielleicht etwas mehr wird.

Aber was sagt man dann? Ich muss leider immer lächeln und vermeide die Diskussion, die oft von den schnellsprechern ohnehin gewonnen wird. Man möchte ja was lernen und nicht diskutieren.

Sehr angenehm fand ich neulich einen Trainer der nicht an der Ausrüstung rumgebastelt hat, nur ein meiner Einwirkung und Sitz! Pony galoppiert seither auch wesentlich besser. WESENTLICH.

Symbolbild: Trense ohne Sperrienem, Baucher Gebiss, wird gerne genommen wenn das Pferd nicht an den Zügel geht. Finde den Fehler…

Alois Podhajsky – Meine Lehrmeister die Pferde

Alois Podhajsky ist wie kein anderer mit der Geschichte der Wiener Hofreitschule verknüpft. Er leitete die Schule über 20 Jahre, was allein in dieser Kontinuität heute nicht mehr möglich scheint.

Wie ich finde, war er auch ein guter Erzähler und Schriftsteller, der in diesem Buch die verschiedenen Pferde die ihn begleitet und die er ausgebildet hat, beschreibt. Und es ist nicht das Einzige, da er wohl sehr gerne schrieb. Weil er in diesem Buch auch auf Ausbildungsfragen eingeht und beschreibt welche Methoden ihn weitergebracht haben, ist dies zugleich eine kleine Reitlehre, die es auch aus diesem Gesichtspunkt interessant macht. Gleichwohl ist es auch als Autobiografie lesenswert und liesst sich flüssig.

 

 

Jean-Claude Racinet: Feines Reiten in der französischen Tradition der Légerté

Gerade weggelesen, werde ich es wieder zur Hand nehmen. Dieses Buch ist absolut lesenswert, da Racinet viele Details der Hilfengebung und Aufbau von Lektionen so genau und detailliert erklärt wie kein anderer.

Racinet hat ein geradezu wissenschaftliches Werk über die Dressurreiterei verfasst und zititiert und vergleicht Klassiker der vergangenen Jahrunderte kenntnisreich und interessant zugleich für den Leser.

Was mich ein wenig gestört hat, ist seine ständige Abwertung des „deutschen“ Systems, was man vielleicht mit dem französischen Nationalstolz erklären kann, meiner Meinung nach aber der Sache nicht dienlich ist. Man muss ja gerade über den Tellerrand schauen und bisher habe ich aus jedem Werk noch positive Erkenntnisse gewonnen. Vorurteile helfen nicht weiter, sie machen es sich auf jeden Fall zu leicht.

Marc Noelke: NEURO ATHLETIK

Ein sehr vielversprechendes Buch, da es ja gerade beim Reiten auf Koordination und Beweglichkeit ankommt. Neuronales Training, also Gehirn Training hilft die Koordination zu verbessern.  Ein Stift-Bonus als Trainingsutensil ergänzt und motiviert zum loslegen.

Im Inhalt wird recht anschaulich und ausführlich auf die Funktion des Gehirns auf die Ausführung von Bewegungen eingegangen. Think it – and you can do it, wäre aber zu kurz gefasst, ein bischen Training muss schon sein.

Leider gab es für mich ein kleines déjà-vu Erlebnis: das Buch hat vielzuviele Übungen und Methoden, ähnlich wie bei Meyners, die sich in der Realität nicht dauerhaft durchhalten lassen.

Was ich noch daraus gelernt habe: Ein guter Trainer entwickelt gleich eine Ausbildung, die sündteuer ist und sich niemand leisten kann. Die Frage ist nur: Ist diese Methode so groß, dass man sich damit als Trainer profilieren muss?

Sind wir nicht alle sogenannte Pferdeprofis?

In unserer Soziale Welt jagd ein Skandal den anderen. Pferdekenner und solche die sich dafür halten, verurteilen andere böse Reiter und sehr skurril finde ich die selbsternannten Profis, die ihre eigene Welt haben.

Es gibt leider mehrere Ursachen die zu dieser Problematik führen. Zum einen fehlt vielen Menschen noch der Zugang zu Weiterbildung am Pferd im klassischen Sinne. Ein schier unüberschaubarer Methodenmix von Bodenarbeitern bis zu Führern ist wohl alles besser als reiten.

Leider führt das dann oft zu Problempferden, die von Problemmenschen dazu gemacht wurden. Das Verständnis für eine fundierte Ausbildung fehlt. Oft fehlt auch das Gefühl, oder der Mut.

Solche gemachten Problempferde sind kein Spass. Es ist auch nicht mit sanften, coolen Methoden zur Normalität zurückzukehren. Diese Methoden möchte keiner sehen, dabei wären sie nicht nötig, wenn man Reiter sinnvoll ausbilden würde und nicht einfach ein unverbrauchtes Pferd für einen Anfänger kaufen würde?

Das ist das eine, das andere ist, dass eben auch selbsternannte Profis ohne fundierte Ausbildung ihr Unwesen treiben. Vielleicht sind sie ja billiger oder sexier als die FN Leute? Oder sie haben die eine Wahrheit (aber das ist schon wieder ein anderes Thema).

Warum dauert es manchmal so lange? – oder: man muss es einfach erwarten können!

Es gibt Pferde, da ist alles leicht und es geht schnell voran ungefähr so wie es im Sport vorgesehen ist. Mit (spätestens) vier aufs Turnier, Erfahrungen sammeln. Reitpferde, dann Eignung, Dressurpferde, was es nicht alles gibt. Bleibt das Pferd gesund? Sonst kann auch mal ganz schnell Schluss sein.
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Michael Fischer: Reiten – leicht & logisch

Das Buch ist relativ schnell zu lesen und bietet einige Anreize und Trainingsvorschläge bzw. Übungsreihen, die ich nach wie vor gerne einsetze. Auch die grundsätzlichen Erläuterungen (zB. Thema Vorwärts-Abwärts) sind sehr hilfreich und Praxisnah beschrieben. Trainingsvorbereitung fürs Turnier in mehreren Wochen dargestellt fand ich sehr hilfreich als Anleitung zum Aufbau von Kondition und Fähigkeiten, auch wenn es in der Realität oft nicht so schnell geht – besonders wenn man noch vielseitiger unterwegs ist und viel im Gelände macht.

Eine unbedingte Leseempfehlung, da das Buch sowohl auf Springen als auch auf die dressurmäßige Ausbildung von Pferd UND Reiter eingeht. Probleme werden fachkundig benannt und verschiedene Lösungswege skizziert.

Es gibt auch einige Videos auf YouTube, allerdings gefällt mir dort die dressurmäßige Vorstellung der Pferde mit der Nase deutlich hinter der Senkrechten überhaupt nicht, obwohl die Anleitungen sehr gut sind scheint die Reiterei in der Realität eher zu zuviel Anlehnung zu tendieren. Sher Schade.

Behandeln was das Zeug hält – oder erstmal abwarten

Die gestiegenen Kosten für OP-Versicherungen, sind nur ein Beispiel dafür dass nicht nur bei Pferden behandelt wird was möglich ist, oft ohne über den Sinn oder mögliche Alternativen nachzudenken.

Beispiel: Ein Pferd kommt geringgradig lahm von der Koppel, es ist nicht mal eine offensichtliche Verletzung zu sehen. Am nächsten Tag ist ein Bein über dem Kapalgelenk etwas dicker, das Pferd geht im Schritt normal – nur im Trab eine leichte Lahmheit.

Mögliche Aktionen: Die dicke Stelle kühlen oder mit einer Tonerdepaste einschmieren – und warten. Das ganze ein paar Tage so weiter machen, aber nicht reiten und trotzem freie Bewegung ermöglichen.
Oder man holt nach 3 Tagen den Tierarzt, der probiert seine neueste Diagnostik von Ultraschall über Röntgen etc. aus und sagt in der Klink könnte man … er macht eine aufwändige Lahmheitsdiagnostik und stellt fest, dass die Lahmheit erst verschwindet wenn das ganze Pferd betäubt ist ;-). Schmerzmittel und Entzüngungshemmer werden verkauft. Und noch was für den Magen (wegen dem Schmerzmittel) …

Ach ja, er konnte mit der Diagnostik nix finden, vielleicht doch in die Klinik wegen xyz damit findet man was.

So, ich hatte dann nachdem das Bein wieder dünn war, so nach 5 Tagen mal geschaut und immer noch eine leichte Lahmheit gefunden. Das Pferd freute sich noch über weitere arbeitsfreie Koppeltage und ging nach 10 Tagen wieder normal. BINGO.